Most in Europa
Der Markt ist größer als wir denken!
Rund 2,4 Milliarden Liter Most (Cider/Apfelwein) wurden 2016 laut des Europäischen Apfel- und Fruchtweinverbandes (AICV) produziert. 57 Prozent davon haben die Europäer selbst konsumiert. Die restlichen 43 Prozent werden nach Asien, Australien oder Nordamerika exportiert. Jetzt greifen vermehrt auch Osteuropäer, Nordamerikaner und Australier zum Cider. Auch hier zeigt sich, dass der Konsum des Apfelweins noch Luft nach oben hat. Denn in den vergangenen fünf Jahren hat der Cider-Konsum um 5 Prozent zugelegt, Bier dagegen um weniger als 0,5 Prozent. Großbritannien allein hat mit 787 Million Liter dazu beigetragen.
Unterschiedliche Länder, unterschiedliche Namen
Großbritannien/Irland – Cider wird als Alternative zu Bier getrunken
In Großbritannien und Irland wird ein Intensiv-Obstbau betrieben. Spezielle Cider-Äpfel werden meist in großen Kulturen (Orchards) angebaut. Dabei werden bis zu 17 Sorten für einen Cider verwendet. Vermehrt wird in letzter Zeit auch Cider aus Konzentrat erzeugt. Beherrscht wird der Markt auf der Insel durch starke Markenproduzenten wie Woodpecker, Bulmer’s, Strongbow, Westons, Summers und Sheppy’s. Es gibt aber auch viele Familienbetriebe mit Tradition, die Streuobst verarbeiten.
In vielen britischen Gaststätten gehört der Zapfhahn für Cider vom Fass neben dem für Bier zur selbstverständlichen Einrichtung. Er ist auch bei jugendlichen Publikum sehr beliebt. „Snake Bite“ ist die Bezeichnung für ein Mischgetränk aus Cider, hellem Bier und manchmal auch einem Schuss Black Currant (der dem Getränk seine typische rote Farbe verleiht), dessen Wirkung der Bezeichnung „Schlangenbiss“ durchaus gerecht wird. In irischen Gaststätten gibt es auch das „Black Velvet“ („Schwarzer Samt“) genannte Mischgetränk aus Cider und Guinness, wobei ein „Cider Black“ in Großbritannien eher ein Cider mit Johannisbeersaft (black currant) ist.
Die englischen Ciders sind mit einem Alkoholgehalt von bis zu 12% deutlich stärker als heimische Produkte. Die Bezeichnungen lauten dry, fruity, sweet, sparkling, können kombiniert werden und lassen sich mit lightly und medium weiter abstufen.
Deutschland – Äppelwoi, Viez und Moschd gelten als regionale Getränke
Es wird jedoch auch zunehmend die ursprünglich französische Bezeichnung (Cidre) in Deutschland verwendet. Die Hauptanbaugebiete liegen in Hessen (rund um Frankfurt). Der Apfelwein (Äppelwoi) hat dort einen Alkoholgehalt von 5 – 6 vol.%. Weiters im Saarland (Viez, 4 – 6 vol.%) und in Schwaben (Moschd, 5 – 6 vol.% oder Birnenmoschd, 9 vol.%). Der Anbau erfolgt hauptsächlich als Streuobst mit vielen alten Obstsorten, großteils Mostäpfel.
Da die Vermarktung auf einzelne Gebiete beschränkt ist, ist es es noch nicht gelungen Apfelwein als trendiges, leicht-alkoholisches Produkt zu positionieren.
Frankreich gilt als das Mutterland des Apfelweines
In Frankreich wird Apfelwein (französisch Cidre, bretonisch Chistr) vor allem in der Normandie und der Bretagne produziert. Traditionell wird der Cidre aus bolées (bret. bolennoù) getrunken – kleinen Tassen oder Schalen. Als Kir Breton (bret. Kir Breizh) oder Kir Normand wird ein Mischgetränk aus Schwarzem Johannisbeer-Likör (Creme de Cassis) und Cidre bezeichnet.
Eine hohe Produktanmutung wird dabei durch die Verwendung von Champagner-Flaschen erreicht. Durch mehrere weltweit bekannte Marken (Baron noir, Dujardin, Kerisac) erfolgt eine flächendeckende Vermarktung im In- und Ausland.
Der Obstbau hat in Frankreich Tradition und wird gepflegt (750 verschiedene Apfelsorten).
Alkoholgehalt:
doux = 1,5 – 3 vol.%
demi-sec = ab 3 vol.%
brut = 4 – 5,5 vol.%
traditionnel = 5 – 6 vol.%
Spanien – Apfelwein als Produkterlebnis
In Spanien wird unterschieden zwischen Sidra und Sidra natural. Wobei Sidra natural sehr traditionsverhaftet ist und noch immer nach einer sehr alten Methode hergestellt wird. Er hat daher kaum überregionale Chancen. Wird jedoch in diesen Gebieten auch bei Jugendlichen sehr geschätzt (Asturien – Pro-Kopf-Verbrauch ca. 40 l).
In Asturien gibt es auch zahlreiche „Sidrerias“, wo der Sidra auf charakteristische Weise ausgeschenkt wird („El escanciado“). Der Kellner, „Escanciador“ genannt, hält ein Glas so tief wie möglich in einer Hand und gießt den Sidra aus einer Flasche mit erhobenem Arm ein, so dass er auf den oberen Glasrand plätschert. So wird der Sidra dekantiert und entwickelt sein Aroma. Die Gäste am Tisch teilen sich ein Glas. Die Böden der Sidrerien sind meistens mit Sägemehl ausgestreut, was die Eingänge der Sidrerien schon von weitem deutlich erkennbar macht.
Der Alkoholgehalt der spanischen Produkte ist ähnlich denen der französischen. Die Bezeichnungen sind nicht einheitlich. Die Hersteller in Asturien verwenden meist folgende Klassifizierungen: Amante – vollaromatischer Sidra, Blanda – geringer Alkoholgehalt, Cantarina – höchste Qualität („regt zum Singen an“), Dulcina – lieblich mit hohem Anteil an Restzucker, Fecha oder Machu – trocken, vollaromatisch mit hohem Alkoholgehalt und Tierna – vor Abschluss der Fermentation in Flaschen gezogen.
Österreich – vielfältig, frisch und fruchtig
In Österreich erfreut sich der Most oder auch Cider bzw. Zider genannt, immer größerer Beliebtheit als köstliches, bekömmliches Sommergetränk. Schon zur Zeit der Kelten, damals noch Sid genannt wurde er zu jedem Fest gereicht.
Die Hauptanbaugebiete liegen bei uns im Mostviertel, der Buckligen Welt, in Oberösterreich, in Kärnten sowie in der Süd-Steiermark.
Wobei die Verbreitung nach wie vor regional sehr unterschiedlich ist. Liegt doch der Pro-Kopf-Verbrauch in Österreich gerade mal bei 1,28 Liter (im Vergleich dazu Oberöstereich mit 3,50 Liter und Irland mit 17 Liter). Unser Anliegen ist es, diese Chance zu nützen und Most als gesunden, natürlichen Durstlöscher neu zu positionieren.